• Vorbeugung mit der SOLO-Prophylaxe Zahnarztpraxis Andreas Hager, Burbach, Siegerland

Prophylaxe – sinnvoll oder Geldschinderei?

Die Zahnmedizinische Prophylaxe umfasst verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung von Zahnerkrankungen wie Karies und Parodontitis. Diese beiden Krankheiten sind auch der häufigste Grund für Zahnverlust.

Zu den gängigen prophylaktischen Maßnahmen gehören regelmäßige professionelle Zahnreinigungen, Fluoridbehandlungen, Versiegelung der Fissuren und umfassende Mundhygieneinstruktionen.

Diese Maßnahmen sind in den letzten Jahrzehnten zu einem festen Bestandteil der zahnärztlichen Versorgung geworden und auch in meiner Praxis hat Prophylaxe seit über 25 Jahren einen hohen Stellenwert.

Doch immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob die zahnmedizinische Prophylaxe tatsächlich notwendig und effektiv ist oder ob sie hauptsächlich der Generierung von Einnahmen dient.

Auch meine Mitarbeiterinnen und ich werden hin und wieder gefragt, ob das denn wirklich nötig sei, man putze die Zähne ja schon sehr gründlich.

In diesem Artikel werde ich die wissenschaftlichen Grundlagen und wirtschaftlichen Aspekte der zahnmedizinischen Prophylaxe näher beleuchten.

Bedeutung und Ziel der Zahnmedizinischen Prophylaxe

Das Hauptziel der zahnmedizinischen Prophylaxe ist die Verhinderung von Zahnerkrankungen und die Erhaltung der Mundgesundheit.

Vor allem auch, weil verschiedene Studien immer wieder gezeigt haben, dass zwischen einer guten Mundhygiene, sprich sauberen und gesunden Zähnen und einer guten Allgemeingesundheit ein direkter Zusammenhang besteht.

Aber eben auch anders herum. Je schlechter die Mundgesundheit ist, desto schlechter ist oftmals auch die Gesamtgesundheit des Patienten.

Folgende Maßnahmen finden in der Prophylaxe ihre Anwendung:

– Professionelle Zahnreinigungen (PZR). Bei der Zahnstein und Plaque, die Hauptursachen für Karies und Parodontitis, von Zähnen, aus Zahnzwischenräumen und Zahnfleischtaschen entfernt werden.

– Fluoridierung, wobei eine Fluoridlösung zur Stärkung des Zahnschmelzes und zur Reduktion der Kariesanfälligkeit auf die Zahnflächen aufgetragen wird.

– Fissurenversiegelung, womit die Versiegelung der Grübchen und Furchen auf den Kauflächen der Backenzähne gemeint ist, um das Eindringen von Bakterien zu verhindern. Diese Maßnahme findet vor allem in der Kinderprophylaxe statt.

– Mundhygieneinstruktionen zur Schulung der Patienten in effektiver Mundhygiene, einschließlich richtiger Putztechniken und der Nutzung von Zahnseide oder Interdentalbürtschen.

In meiner Praxis wenden wir seit mehr als 20 Jahren das Konzept der SOLO-Prophylaxe an.

Ein Konzept, dass jeden Patienten dazu befähigt, täglich die bestmögliche Zahnreinigung zuhause durchzuführen.

Dabei werden vor allem die Zahnränder am Übergang zum Zahnfleisch und die Zahnzwischenräume gereinigt. Die Stellen, an denen 90 Prozent aller krankmachenden Bakterien sitzen.

In meiner Praxis sorgen speziell dafür ausgebildete Mitarbeiterinnen mit einer umfassenden Aufklärung und einer sorgfältigen Einweisung in dieses Konzept dafür, dass immer mehr zufriedene Patienten von der SOLO-Prophylaxe überzeugt sind.

Wissenschaftliche Eindeutigkeit für die Wirksamkeit der zahnmedizinischen Prophylaxe

Die Wirksamkeit zahnmedizinischer Prophylaxe ist gut dokumentiert.

Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßige professionelle Zahnreinigungen die Anzahl von Karies und Parodontitis signifikant reduzieren können.

Beispielsweise zeigte bereits 1981 eine Meta-Analyse von Axelsson und Lindhe, dass regelmäßige Prophylaxesitzungen in Kombination mit Mundhygieneinstruktionen das Risiko von Zahnerkrankungen deutlich verringern.

Fluoridbehandlungen haben sich als sehr effektiv erwiesen, insbesondere in Gebieten mit fluoridarmem Trinkwasser. Die systematische Überprüfung von Marinho et al. von 2003 bestätigte, dass lokale Fluoridierungen das Kariesrisiko bei Kindern und Erwachsenen um 26 % bis 28 % senken können.

Die Fissurenversiegelung ist eine weitere präventive Maßnahme mit hoher Erfolgsquote. Eine Studie von Simonsen (2002) ergab, dass versiegelte Zähne ein deutlich geringeres Kariesrisiko aufweisen als unversiegelte.

Wirtschaftliche Aspekte der zahnmedizinischen Prophylaxe

Ein häufig vorgebrachter Kritikpunkt ist, dass prophylaktische Maßnahmen in der Zahnmedizin hauptsächlich aus finanziellen Gründen gefördert werden.

Es besteht die Sorge, dass Zahnärzte mehr an präventiven Behandlungen verdienen könnten als an der tatsächlichen Behandlung von Zahnerkrankungen.

Dabei ist es für die Patienten doch von großem Wert, wenn Erkrankungen und deren oft leidvolle und teure Behandlung ausbleiben. Wäre nicht jeder gerne dazu bereit, für eine Behandlung, die Krebserkrankungen vermeiden könnte, Geld auszugeben? Auch wenn die Ärzte und die Pharmazeuten daran Geld verdienen würden?

Wahr ist, dass prophylaktische Maßnahmen mit Kosten verbunden sind, eine professionelle Zahnreinigung kostet in Deutschland zwischen 80 und 150 Euro – Grenzen nach oben hin offen.

Mittlerweile haben einige gesetzlichen Krankenkassen jedoch ebenfalls erkannt, dass es Sinn macht, die Prophylaxeleistung aus den weiter oben genannten Gründen zu befürworten, weil sie dadurch Kosten für Krankheits-Behandlungen in nennenswertem Ausmaß einsparen.

Und so übernehmen diese zumindest zu einem Teil die Kosten der professionellen Zahnreinigung. Fragen Sie Ihre gesetzliche Krankenkasse am besten, ob sie dazu gehört.

Kosten-Nutzen-Analyse

Es ist jedoch wichtig, die langfristigen wirtschaftlichen Vorteile der Prophylaxe zu betrachten.

Prophylaktische Maßnahmen können erhebliche Kosten einsparen, die durch die Behandlung fortgeschrittener Zahnerkrankungen entstehen würden.

Kariesbehandlungen, Wurzelkanalbehandlungen und Parodontitistherapien sind oft teurer und komplexer als präventive Maßnahmen.

Eine Studie von Beikler und Flemmig aus 2011 zeigte, dass regelmäßige zahnmedizinische Prophylaxe langfristig kosteneffektiv ist. Durch die Vermeidung von teuren und invasiven Behandlungen können sowohl Patienten als auch das Gesundheitssystem finanziell profitieren.

Betrachtet man dann noch die Zusammenhänge zwischen kranken Zähnen oder krankem Zahnfleisch mit chronischen Allgemeinerkrankungen, wie Diabetes und Bluthochdruck, liegt es auf der Hand, dass diese Krankheiten viel mehr Kosten für die Gesellschaft und Leiden für den Einzelnen verursachen, als eine halbjährliche Prophylaxe auf 60 oder 70 Jahre gerechnet.

Da kommt man großzügig kalkuliert auf einen Betrag um die 15 Tsd. Euro, was einem geringen Teil einer jahrzehntelangen Diabetes- oder Bluthochdrucktherapie entspricht.

Auch die Zahnerhaltung bis ins hohe Alter ist ein unschlagbarerer Vorteil einer regelmäßigen Prophylaxe.

Dies zeigt die Studie aus 2003, von Kressin NR, Boehmer U, Nunn ME, Spiro A.

Patientensicht und Vertrauen

Ein weiterer Aspekt ist das Vertrauen der Patienten in ihre Gesundheit.

Viele Patienten schätzen die Möglichkeit, durch Prophylaxe ihre Zahngesundheit zu erhalten und invasive Behandlungen zu vermeiden.

Das subjektive Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Patienten sind wichtige Faktoren, die bei der Bewertung der Sinnhaftigkeit von Prophylaxe berücksichtigt werden sollten.

Und natürlich die hohe Chance bis ins hohe Alter mit eigenen Zähnen beißen, kauen und lachen zu können, ist ein nicht zu vernachlässigender Vorteil, der zu Zufriedenheit und Gesundheit im Alter führt.

Fazit: Sinnvolle Maßnahme oder Geldschinderei?

Die wissenschaftlichen Beweise sprechen klar für die Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit der zahnmedizinischen Prophylaxe.

Anders als allgemeingehaltene Nachrichten und Beiträge in der Yellowpress zeigen diese auf, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen gesunden und professionell gereinigten Zähnen besteht.

Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen, Fluoridierungen und Fissurenversiegelungen haben nachweislich positive Effekte auf die Zahngesundheit und können das Risiko von Zahnerkrankungen deutlich und messbar reduzieren.

Wirtschaftlich gesehen bieten prophylaktische Maßnahmen langfristig Kostenvorteile, da sie teure und komplexe Behandlungen verhindern können.

Die Wahrnehmung, dass Prophylaxe hauptsächlich der Generierung von Einnahmen dient, stellt sich als haltlos heraus.

Insbesondere, wenn ZahnärzteInnen und deren MitarbeiterInnen die wissenschaftlichen Grundlagen und die langfristigen Vorteile der Prophylaxe klar kommunizieren, um das Vertrauen der Patienten zu stärken.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die zahnmedizinische Prophylaxe eine sinnvolle und effektive Maßnahme zur Erhaltung der Zahngesundheit darstellt. Sie ist nicht nur eine präventive Maßnahme, sondern auch eine Investition in die langfristige Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten.


Quellen:

  1. Axelsson P, Lindhe J (1981). „The significance of maintenance care in the treatment of periodontal disease.“ https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-051X.1981.tb02039.x
  2. Marinho VC, Higgins JP, Logan S, Sheiham A (2003). „Fluoride varnishes for preventing dental caries in children and adolescents.“ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12137653/
  3. Simonsen RJ (2002). „Retention and effectiveness of dental sealant.“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4374312/
  4. Beikler T, Flemmig TF (2011). „Epidemiological and economic evidence on the prevention of gingivitis and periodontitis.“ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5426403/
  5. Kressin NR, Boehmer U, Nunn ME, Spiro A (2003). „Increased preventive practices lead to greater tooth retention.“ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12598553/