Sie möchten Ihre Zähne bis ins hohe Alter behalten und nicht durch Parodontitis verlieren? Diese Erkrankung ist immerhin die häufigste Ursache für Zahnverlust bei über 40-jährigen. Über 70% aller Deutschen leiden unter ihr.
Doch wie kommt es, dass so viele Menschen unter dieser entzündlichen Zahnerkrankung leiden? Und was genau macht eine Parodontitis so gefährlich?
Diesen Fragen will ich in dem aktuellen Artikel nachgehen und gleichzeitig auch aufzeigen, wie eine Parodontitis verhindert beziehungsweise behandelt werden kann.
Parodontitis kommt schleichend und nahezu unbemerkt
Diese entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates kommt oft in Schüben und meist schmerzlos und unbemerkt. Genauso unbemerkt verläuft der damit verbundene schleichende Knochenabbau am Kiefer.
Und hat sich die Knochensubstanz weit genug abgebaut, werden die Zähne locker und haben keinen Halt mehr. Spätestens dann fällt es den Betroffenen auf – weil ihre Zähne länger wirken und nicht mehr so stabil im Knochen verankert sind. Sie beginnen tatsächlich zu wackeln.
Das dringlichste Behandlungsziel bei der Parodontitis ist somit hauptsächlich das Aufhalten des Knochenabbaus. Lesen Sie dazu auch unsere 5-teilige Blogserie.
Wie auch der gesamte menschliche Organismus unterliegen unsere Knochen einem lebenslangen Umbauprozess. Durch natürliche Abbau- und Wiederaufbauprozesse wird der Knochen an veränderte Belastungen angepasst und immer wieder verjüngt. Für diese ständigen Aufbauprozesse benötigt der Körper Baustoffe – insbesondere auch Kalzium.
Und hier kommt nun das Vitamin D ins Spiel.
Vitamin D – ein lebensnotwendiges Vitamin
Im Knochenstoffwechsel nimmt das Vitamin D eine wichtige Schlüsselstellung ein. Es sorgt nämlich dafür, dass das Kalzium aus der Nahrung überhaupt aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden kann. Ein Vitamin D – Mangel führt daher unter anderem auch zu unzureichender Kalziumaufnahme.
Anders als bei den übrigen Vitaminen erfolgt die Aufnahme des Vitamin D in den Organismus nicht primär mit der Ernährung. Nur etwa zehn Prozent unseres Bedarfs an Vitamin D nehmen wir üblicherweise mit der Nahrung auf, 90 Prozent werden in der Haut unter dem Einfluss von Sonnenlicht gebildet. Von viel Sonnenlicht.
Wenn wir verallgemeinernd von „Vitamin D“ reden, sollten wir zunächst kurz die Zusammenhänge der Vitamin D – Entstehung im Körper ansprechen:
- Die erste Vorstufe wird in der Leber aus dem im Körper vorhandenen Cholesterin gebildet: das 7-Dehydrocholesterin (7-DHC). Dieses wird mit dem Blut in die Haut transportiert und dort
- durch Einwirkung von Sonnenlicht (UVB-Strahlung) in Prävitamin D und danach in Cholecalciferol umgewandelt. Dieses gelangt nun erneut über das Blut in die Leber und wird dort
- zum Calcidiol hydroxiliert. Dieses Calcidiol ist das Barometer für die Vitamin D – Gesundheit und kann bei den Blutuntersuchungen gemessen werden. Es stellt die letzte Vorstufe des
- eigentlichen, wirksamen Vitamin D – Hormons, des Calcitriols, dar. Dieses wird in den Nieren, aber auch in fast allen anderen Zell- und Organsystemen nach aktuellem Bedarf hergestellt und ist an sehr vielen verschiedenen lebensnotwendigen Funktionen, auch im Immunsystem, beteiligt.
Deutschland: Vitamin D – Mangelland
Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass 60 bis 90 Prozent der Bundesbürger in allen Altersklassen einen Vitamin D – Mangel aufweisen.
Das deckt sich mit den Messungen, die wir selbst in der Praxis durchführen. Die Hauptgründe für diesen verbreiteten Mangel liegen in unserem sonnenarmen Lebensstil (Aufenthalt in geschlossenen Räumen, lange Bekleidung, Verwendung von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor), und der in unseren Breitengraden schwachen Sonneneinstrahlung.
In den Herbst- und Wintermonaten haben wir praktisch gar keine Chance, ausreichend Sonne abzubekommen. Dazu steht die Sonne hier bei uns zu tief und ihre Strahlen treffen in einem suboptimalen Winkel auf uns.
Auch über die Nahrung ist es nahezu unmöglich, Vitamin D aus natürlichen Quellen in ausreichender Menge aufzunehmen. Wer isst schon TÄGLICH 400g fetten Seefisch oder 2 kg Pilze???
Der durchschnittliche Vitamin-D-Spiegel der Deutschen liegt je nach Jahreszeit zwischen 16 und 24 ng/ml. Also sagen wir rund 20 ng/ml. Werte unter 30 ng/ml gelten weltweit als anerkannter Mangel. Das heißt im Klartext – in Deutschland leiden wir unter einem absoluten Vitamin D- Mangel.
Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt immer noch 30-40µg/ml. Diese Empfehlung gilt mittlerweile jedoch als viel zu niedrig und ist überholt. Denn andere namhafte Quellen fordern einen idealen Wert zwischen 40 und 80 ng/ml.
Onkologen empfehlen sogar Werte zwischen 80-100 ng/ml. Und das das GANZE Jahr über!
Mit anderen Worten – die Deutschen haben einen viel zu niedrigen Vitamin D Spiegel im Blut.
Kennen Sie Ihren Vitamin D-Spiegel?
Die meisten Menschen kennen ihn nicht. Wenn der Hausarzt ein großes Blutbild machen lässt, dann wird der Vitamin D–Wert oft mitbestimmt. Aber nicht immer. Und auf das Ergebnis wird leider viel zu wenig geachtet.
Fragen Sie beim nächsten Blutbild ruhig einmal nach Ihrem Calcidiol-Wert. Und seien Sie nicht allzu enttäuscht über das Ergebnis.
In unserer Praxis bieten wir den Vitamin D – Test zum Selbstkostenpreis von rund 30,- Euro an. Dazu wird mit einer Lanzette am Finger ein kleiner Blutungspunkt gesetzt und aus wenigen Tropfen Blut dann der Wert digital ausgelesen (VHC-Reader). Nach 15 Minuten liegt der aktuelle Wert vor.
Vitamin D verringert das Risiko für Zahnverlust
Vitamin D hat im Bereich der körpereigenen Immunität sowie beim Aufbau und beim Erhalt von Knochensubstanz eine wichtige Funktion.
Nun fand eine Forschergruppe um Prof. Kocher aus Greifswald in 2014 heraus, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Vitamin D Gehalt des Blutes und dem Risiko für Zahnverlust. Nach ihrer Messung verringert sich das Risiko für Zahnverlust mit jedem Anstieg des Serum-Vitamin-D von 10 ng/ml um ganze 13%.
Lassen Sie uns zusammen eine Beispielrechnung machen:
Wenn Ihr Vitamin-D bei 80, also rund 6 x 10ng/ml höher als der deutsche Durchschnitt wäre, dann hätten Sie laut Prof. Kocher ein um 6 x 13%, also um 78% geringeres Risiko für Zahnverlust durch Parodontitis. Klingt doch lohnenswert, oder?
Warum hilft ein hoher Vitamin D-Spiegel bei Parodontitis?
Bei der Parodontitis werden das Weichgewebe und das knöcherne Hartgewebe angegriffen.
Ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem negativen Verlauf einer Parodontitis ist möglich und wird derzeit diskutiert.
So konnte festgestellt werden, dass ein niedriger Vitamin-D-Gehalt im Körper mit einer erhöhten Rate an Zahnfleischentzündungen und mit dem Verlust von Knochengewebe verbunden ist.
Ein guter Vitamin D-Status dagegen scheint bei Patienten zu weniger Zahnverlust und zu einer insgesamt besseren parodontalen Gesundheit zu führen.
Eine erfolgreiche Parodontitisbehandlung ist deshalb immer verbunden mit der Stabilisierung der Immunfunktion und einer guten Knochenbildungsfähigkeit.
Und das gewährleistet eine solide Vitamin-D-Zufuhr.
Was bedeutet das für Parodontitispatienten in meiner Praxis?
Da grundsätzlich jeder Mensch von einem guten Vitamin D – Wert profitiert und wir in einem Mangelgebiet leben, kann natürlich jeder Patient bei uns seinen Vitamin D – Wert testen lassen.
Das aktive Anbieten erfolgt jedoch nur bei den Parodontitis-Patienten. Wir möchten den Knochenstoffwechsel und das Immunsystem während und nach der Therapie bestmöglich unterstützen.
Je nach Höhe des gemessenen Blutwertes empfehlen wir dem Patienten unterschiedliche Vorgehensweisen zur Anhebung des Vitamin D – Spiegels.
Sehr wichtig ist dabei, dass Vitamin D niemals alleine als Nahrungsergänzungsmittel genommen werden sollte. Wie bereits anfangs dargestellt, sorgt das Vitamin D für die Aufnahme des Kalziums ins Blut. Dort wollen wir das Kalzium aber nicht haben!
Dauerhaft hohe Kalzium-Werte im Blut führen zu Arteriosklerose und Verhärtungen im Bindegewebe und den Gelenken sowie Nierensteinen.
Daher ist es unerlässlich, gleichzeitig Vitamin K2 in ausreichender Menge zuzuführen. Dieses sorgt dafür, dass das Kalzium auch wirklich zu den Knochen hin und von den Weichgeweben weg geleitet wird.
Das Vitamin D im Nahrungsergänzungsmittel entspricht dem Cholecalciferol, also einer oben bereits beschriebenen chemischen Vorstufe des eigentlichen Vitamin D – Hormons.
Zur Umwandlung der verschiedenen Vorstufen benötigt der Körper ausreichend Magnesium. Daher sollte man auch dieses zusätzlich aufnehmen. Zumal dieses Spurenelement ebenso zu den sinnvollen Nahrungsergänzungsmitteln zählt. Sportler können das bestätigen.
Je nach Situation können wir verschiedene Präparate – auch als Kombinationspräparate – in der Praxis anbieten oder empfehlen.
Regelmäßige Messung des Vitamin-D Spiegels sinnvoll
Nach drei Monaten Auffüllungstherapie messen wir den Vitamin D –Wert erneut und passen die Nahrungsergänzungsmittel entsprechend an. Durch gelegentliche Widerholungsmessungen finden wir dann heraus, wie der Patient seine Nahrungsergänzungsmittel im Jahreszeitenverlauf eventuell variieren muss, um einen gleichmäßigen Vitamin D – Spiegel zu erhalten.
Vitamin D kann kaum überdosiert werden, da der Mensch bereits durch ein ausgiebiges Sonnenbad im Hochsommer ein Vielfaches dessen aufnimmt, was wir mit einem Nahrungsergänzungsmittel zuführen.
Dennoch solle man auf eine gleichmäßige Vitamin D-Zufuhr, verteilt auf eine bestimmte zeitliche Periode, achten.
Sprechen Sie uns an, wenn Sie die Befürchtung haben, dass Ihr Vitamin D Spiegel zu niedrig sein könnte. Wir beraten Sie gerne.